DARMSTÄDTER ECHO WER? WANN? WAS? Notiert von Sibylle Maxheimer Stein des Anstoßes: Das Kuschelkreuz von Ralf Kopp Ralf Kopp (38) setzt sich seit einigen Jahren mit dem Symbol des Kreuzes auseinander. "Ich bin kein gläubiger Mensch", gesteht er ein. Aber die Diskussion, ob dieses Zeichen wo hängen darf oder nicht und ob es Andersgläubige beleidigt, hat ihn zu verschiedenen Projekten inspiriert. Mit seinen Werken will er hinterfragen, "keine Antworten geben". Denn daran, dass das Christentum die Grundlage unserer Gesellschaft ist, sei eben nicht zu rütteln. "Das Kreuz ist Sym-bol für die Kirche, Sinnbild des Leidens Christi und für den Glauben." Doch den gelernten Physiklaboranten, Grafiker und Videokünstler stört es, dass dieses Glaubenszeichen "so unantastbar ist", und „dass die Kirche es für sich beansprucht." Aber: Ein Symbol, das man an eine einzige Bedeutung nagelt, sei keines mehr, findet Kopp. Der in Darmstadt Geborene, in Reinheim Aufgewachsene und wieder nach Darmstadt Zurückgekehrte hat nun vor einiger Zeit ein sogenanntes Kuschelkreuz entworfen, dass er "freeJee" nennt. Das stehe für "freien Glauben" sowie "frei von Zwängen." Mancher Gläubige habe aber Probleme mit seiner "Kuschelversion des alten Leidenssymbols", berichtet der Erfinder desselben. Dabei besticht die ldee: Denn das weiche Kreuz hat etwa die Größe eines DIN A4-Blatts, lässt sich überallhin mitnehmen und: "Man kann sich sich daran festhalten", wie Kopp demonstriert, indem er es feste mit fünf Fingern umklammert. Sein Vater habe sich gleich eins davon gesichert, seitdem liege es auf seinem Nachtschränkchen. Der zunächst schnell gezimmerte Prototyp sei längst nicht so sauber gearbeitet, wie es die jetzigen sind, die er von einer Bekannten nähen lässt und die es für 95 Euro zu kaufen gibt. Sechs Entwiirfe sind im Umlauf, "von je einer Autlage von 20". Die Kuschelkreuze haben eine zarte Anmutung, denn der Stoff, aus dem sie sind, fühlt sich zart und schmiegsam an. Es gibt ein elfenbeinfarbenes Kreuz, wovon sich ein schneeweißer Christus mit rosafarbenem Lendenschurz ahhebt. Dann existiert ein popiger Jesus sowie eine militärische Camouflageversion. "Das ist eher die Lack-und-Leder-Fraktion". meint Kopp trocken, meint damit den Gekreuzigten in Rosenstoff und schwarzern Kunststoff. "Und das ist der Afrikaner, viele sagen Voodoopuppe dazu." Wichtig bei dieser Kuschelkreuz-Aktion ist dem Macher "die christliche Teilung". So kommt der Erlös zu einem Drittel der Kindedrhilfe Gomel in Büttelborn zugute. Dre Kindern aus der Region um das havarierte Kernkraftwerk Tschernobyl hat der Achtunddreißigjährige mit dem Verkauf bereits einen dreiwöchigen Urlaub in Südhessen mit ermöglicht. Er selbst ist mit den Kindern zurück nach Gomel gefahren, weil er sich für deren Leben und die gesperrte Zone interessier. "24 Stunden im Bus, das war eine Tortur." Das Kuschelkreuz wird von der Minoriten-Galerie in Graz verkauft und kann übers Internet unter www.freejee.de bezogen werden.