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Webseite des Fotografen und Mediengestalters Ralf Kopp:
www.ralfkopp.biz
2011
Ein Bild sagt zwar mehr als tausend Worte, aber wenn gleichzeitig Bild und Text zu sehen sind, gibt der Text dem Bild die Interpretationsrichtung vor.
Das ist erstmal nichts Neues - neu ist, dass die Installation "Bild-Text-Korrelations Maschine I" dieses Live aus der Kombination von Fernsehbild und gesprochenem Text im Fernsehen zeigt.
Die Installation "Bild-Text-Korrelations Maschine I" setzt somit Text(Sprache) und Bild des laufenden TV-Programms in einen neuen Bezug zueinander.
Wir nehmen die Welt durch Informationen wahr. Durch Medien, durch persönliche Kontakte und durch eigenes Betrachten - alles in Kombination mit unseren Erfahrungen und unserer Prägung. Aus diesen Informationen (Bild, Text, Sprache) bilden und konstruieren wir unsere Weltanschauung.
Je höher die Informationsqualität und je zielgerichteter die Information an uns herangetragen wird, desto klarer und differenzierter können wir uns diese Welt im Kopf zusammenbauen - uns ein Bild von der Welt machen. Einseitige oder fehlerhafte Information führen zu Zerrbildern der Weltanschauung und manipulieren uns unter Umständen. Auf der anderen Seite benötigt man auch eine große Informationsbandbreite - also Quellen aus unterschiedlichen Richtungen - um eine einseitige Betrachtungsweise zu vermeiden.
Diesen Prozess der Bildgeneration veranschaulicht die Installation "Bild-Text-Korrelations Maschine I". Aus dem laufenden Fernsehprogramm werden die gesprochene Information und die Bildinformationen neu zusammengestellt: Durch die überlagerte Textbausteine - bestehend aus den gesprochenen Informationen - ist das aktuelle TV-Geschehen wie durch einen Filter zu sehen. Durch die Bewegung bleibt trotz der wenigen Bildinformationen ein großer Teil der Szene erkenn- bzw. erahnbar. Aufgrund der zeitlichen Verzögerung der Textdarstellung und aufgrund der teilweise schnellen Themenwechsel im Fernsehen (Bericht, Werbung, Nachrichten) werden hier Teilweise die Themen durchmischt.
Der Text im Vordergrund gibt dabei den gesehenen/erahnten Bildern im Hintergrund die Interpretationsrichtung vor.
Sieht man wie im Video-Beispiel
- im Text "Koffeinshampoo" und sieht im Hintergrund den
japanischen Regierungssprecher
- im Text "Geld" und sieht im Hintergrund die Landkarte von Japan
- Im Text "München" oder "Benzin" und sieht im Hintergrund ein Reaktorgebäude
- Im Text "christlichen" und sieht im Hintergrund einen Feuerwehrmann
- Im Text "Vormarsch" und sieht im Hintergrund Werbung
so wird man die Informationen unterschiedlich interpretieren.
Gedanken von Sven Stephan - freier Werbetexter (www.svenstephan.com): Fast täglich machen wir uns ein Bild von der Welt. Wir fühlen uns informiert und aufgeklärt. Und dennoch - wann endet Information und beginnt die Manipulation? Ist Information nicht automatisch Manipulation und tragen Manipulationsversuche nicht automatisch auch zur Information bei? Wie bewerten und verändern wir Bilder mit Sprache, was fügen wir der Sprache mit Bildern hinzu oder nehmen wir dieser an Wahrhaftigkeit und wie können wir eigentlich noch unseren individuellen Info-Filtern vertrauen? Der kritische Geist wirkt irgendwie verloren in der medialen Informationsflut des 21. Jahrhunderts. Wohin bewegt sich das eigene Denken, Urteilen, Meinung vertreten und Stellung beziehen in unserer angeblich so aufgeklärten Informationsgesellschaft?
Gedanken von Eva-Maria Schnurr - freie Journalistin (www.plan17.de/schnurr): Bilder, auch Nachrichten- und andere Fernsehbilder, sind interpretationsoffen, oft bekommen sie erst durch zugehörige Texte Eindeutigkeit. Texte dagegen haben den Anspruch, klar und unmissverständlich zu sein, eine Art Objektivierungshilfe für Bilder - und damit für die Wirklichkeit. Die Installation "Bild-Text-Korrelations Maschine I" stellt dieses Selbstverständnis von Texten infrage, indem sie den Text durchsichtig macht für die unterschiedlichen Interpretationen, die in ihm stecken, und die durch die schemenhaften Bilder suggeriert werden. "Bild-Text-Korrelation Maschine I" zeigt damit die Subjektivität und Mehrdeutigkeit von Nachrichten und Informationen, zeigt, dass sie - egal ob Bild oder Text - immer kontextbezogen sind und dass erst die Überlagerung verschiedener Ebenen ein Bild - aber eben kein objektives, sondern ein subjektives, vom Standpunkt des Einzelnen aus gesehenes - ergibt.
Vom live übertragenen TV-Stream werden Ton und Bild extrahiert. Der Ton wird von einem leistungsstarken PC mithilfe einer Spracherkennungsoftware in Text umgewandelt, und dieser anschließend zufällig in Größe und Helligkeit auf dem Screen neu positioniert. Danach werden live-Bild und "live-Text" wieder zusammengeführt. Durch den Text ist das TV-Bild "gefiltert" zu sehen. Der Text und dessen Anordnung werden in unregelmäßigen Abständen aktualisiert - davon abhängig, was und wie schnell die Spracherkennungssoftware aus dem Audio-Stream erkennt.
Die Installation generiert dabei immer Unikate - selbst bei identischem Videomaterial wird der Text unterschiedlich erkannt und zufällig neu in Größe und Helligkeit überlagert.
Diese Art der Installation (Bildkomposition auf einem 42" Screen) ist natürlich nur eine von vielen. Eine geplante Version ist, den Text mit einem HD-Projektor auf einer tansparenten Projektionsfläche vor eine live-HD-Projektion auf eine dahtinter liegende zweite Projektionswand zu projizieren. Oder auch den Text per Laser über das live-Bild zu legen.